next up previous contents
Next: ZusammenfassungUp: Der Mensch: das undeutliche Previous: Drei Grundbegriffe

Die Einheit verstehen

 Man kann diese Frage auch so formulieren:Wenn allein die Existenz dessen sicher ist, was ich klar und deutlich erkenne, ich aber die Vereinigung von Körper und Geist nicht klar und deutlich erkennen kann: Wie kann es dann sicher sein, dass der Geist mit dem Körper verbunden ist?Descartes antwortet wieder mit einer scheinbaren Ausflucht:
Ich bin aber zu dem Urteil gelangt, dass es die Meditationen waren, mehr als solche Gedanken, die weniger Aufmerksamkeit erfordern, die Sie dazu gebracht haben, den Begriff dunkel zu finden, den wir von ihrer [Seele und Leib] Einheit haben. Es scheint mir nicht, dass der menschliche Geist fähig ist, zugleich und klar und deutlich die Verschiedenheit von Geist und Körper und ihre Einheit zu begreifen, weil es dazu nötig ist, sie wie ein Ding zu betrachten und zugleich wie zwei, was sich nicht miteinander verträgt.gif
Ein Verfahren, die Einheit des Geistes mit dem Körper zu verstehen, schreibt Descartes, kann nicht bloß im Denken bestehen. Das voraussetzungslose Denken hat Descartes in den Meditationen eben dazu gebracht, die Trennung zwischen Geist und Körper deutlich zu erkennen. Die Einsicht in ihre Verbindung kann nur aus dem alltäglichen Leben und der Empfindung und Wahrnehmung selbst entstehen.gif dass die Metaphysik gerade hier den Blick verdunkelt, schreibt Descartes gegen Ende des Briefes:
Endlich, wenn ich es auch für sehr wichtig halte, einmal in seinem Leben die Prinzipien der Metaphysik gut verstanden zu haben, weil sie es sind, die uns das Wissen von Gott und unserer Seele geben, glaube ich [doch] auch, dass es schädlich wäre, [allzu] oft seinen Verstand mit der Meditation über sie in Beschlag zu nehmen, weil diese nicht so gut der Funktion der Einbildung und der Sinne Raum lassen könnten. Es ist vielmehr besser, die Schlüsse, die man einmal gewonnen hat, in seinem Gedächtnis zu wahren, für Gedanken, bei denen sich der Verstand mit der Einbildung und den Sinnen beschäftigt. gif
Descartes weist hier darauf hin, dass seine Meditationen nicht den Grund für alles mögliche Wissen legen, sondern nur Einsicht in die (unsterbliche) Seele und die Existenz Gottes vermitteln. Es gibt Wissen, unterstellt Descartes, das durch einen Anfang mit den Meditationen gerade verloren geht. Dieses Wissen steht in Verbindung mit Empfindung und sinnlicher Wahrnehmung und es bezieht sich auf die Einheit von Seele und Leib im lebenden Menschen.Dieses Wissen um die Einheit, schreibt Descartes auch in dem Brief an Regius vom Januar 1642, sei leichter zu erwerben, als das der realen Trennbarkeit der Seele vom Körper, also ihrer Unsterblichkeit. Deshalb habe er allein die Trennbarkeit beweisen wollen.gif
next up previous contents
Next: ZusammenfassungUp: Der Mensch: das undeutliche Previous: Drei Grundbegriffe

 
 
 
 
areas of Interest
publications
courses
 
 
 
 
master thesis
PhD thesis
habilitationsschrift
 
 
 
 
 
links
hennig.de
grecore.de
 
hosted by
manitu.net