![]() ![]() ![]() ![]() Next: (1)Up: Wieviele Substanzen gibt es? Previous: Relative Substanzen Geometrie und NaturwissenschaftEs ist dann sinnvoll, zu fragen, wozu die Rede von der einen materiellen Substanz gerade im Kontext der wissenschaftlichen Redeweise dient. Offenbar will Descartes von der traditionellen Gepflogenheit Abstand nehmen, einzelne Dinge Substanzen zu nennen. Aristoteles hatte in den Kategorien geschrieben:Substanz aber ist die hauptsächlich und an erster Stelle und vorzüglich genannte, die weder von einem zu Grunde Liegenden ausgesagt wird noch in einem zu Grunde Liegenden ist, zum Beispiel der individuelle Mensch oder das individuelle Pferd.Grob gesagt ist hier dasjenige eine Substanz, das in einem Satz nicht von anderem ausgesagt wird. In dem Satz ,Ein Pferd ist teuer` wird nicht das Pferdsein ausgesagt, sondern das Teuersein. Substanzen werden nicht ausgesagt oder zugeschrieben, sondern durch Subjektworte (nomina) bezeichnet.Entsprechend hatte auch die Logik noch nicht konsequent mit Variablen gearbeitet. Die Rede über Dinge hatte es zunächst mit Namen oder natural kind terms zu tun und nicht mit unbestimmten Substanzen und deren Eigenschaften. Die mittelalterliche, aristotelisch geprägte Logik hatte, grob skizziert, Subjektworte (nomina) von Prädikatworten unterschieden. Subjektworte bezeichnen Substanzen, mit den Prädikatworten wird einer so bezeichneten Substanz eine Eigenschaft zugesprochen. Die scholastische Urteilstheorie ist freilich um einiges komplizierter, so dass einer der Vorzüge der zu Descartes' Zeit beginnenden modernen Logik eher deren Einfachheit ist. ![]() ![]() Jedes F ist ein G.Dagegen weist Descartes darauf hin, dass die Wissenschaft von der körperlichen Substanz, die er im Auge hat, nicht von einzelnen Dingen handelt, sondern stets von der ganzen ausgedehnten Welt.Ein Vorspiel hat dies im Streit um die Substanz des Brotes beim Abendmahl. Laut christlicher Lehrmeinung verwandelt sich das Brot, das beim Abendmahl gereicht wird, in den Körper von Jesus Christus. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Es ist höchst wichtig, zu wissen, was wirklich ein modus ist und was nur so scheint, weil es eine der Hauptursachen unserer Fehler ist, die modi mit den Substanzen zu vermischen.Auf der einen Seite streben Descartes und Arnauld danach, Substanzzuschreibungen und Eigenschaftszuschreibungen voneinander zu trennen. Sie erkennen nur zwei Arten von Substanzen an, entsprechend den zwei Klassen klarer und deutlicher Begrifflichkeit, aber viele Eigenschaften. Damit verläuft die Unterscheidung zwischen Substanz und Eigenschaft parallel zu der zwischen Attribut und modus. Es ist Eines, einem Ding verschiedene modi zuzuschreiben, und ein Anderes, den Bereich der Eigenschaften, also die Substanz, von der die Rede ist, zu wechseln. Andererseits vereinheitlicht Descartes damit gerade den Bereich der Subjekte, von denen die Rede sein kann. Das Wort Dreieck bezeichnet für ihn nicht mehr eine dreieckige Substanz, sondern eine ausgedehnte Substanz in dreieckiger Form. Dreieckigkeit ist kein unveränderliches Attribut. Damit bezeichnen zwei verschiedene Subjektworte im Bereich des ausgedehnten, etwa Dreieck und Quadrat, dieselbe Substanz in verschiedenen Teilen und Formen. Indem substantielle Eigenschaften wie die der Ausdehnung für einen ganzen Bereich von Sätzen, wie den der Sätze der Geometrie, einheitlich vorausgesetzt werden, unterscheidet Descartes streng zwei Verfahren: (a) die Angabe einer Eigenschaft eines Dinges, (b) der Wechsel des Redebereiches aller Dinge, von denen gehandelt wird. In diesem Sinne fordert Descartes, seine beiden Substanzen streng voneinander zu unterscheiden. Wer von der Rede über Ausgedehntes zu der Rede über Denkendes übergeht, muss sich darüber im klaren sein, dass er den Redebereich vollständig wechselt.Dies hat auch zur Folge, dass Descartes innerhalb der Physik vollständig auf die Benennung von Substanzen verzichten kann. ![]() ![]() Die Frage, wie eine ,,Anwendung`` der Mathematik auf die Natur möglich ist, hat Descartes nicht gestellt. Er brauchte sie nicht zu stellen: denn er erkannte zwischen den beiden Gebieten keinen Trennungsstrich (...) an.Auch erkannte Descartes keinen Unterschied zwischen Geometrie und Mechanik an, da er in der Physik grundsätzlich die Annahme von Kräften wie der Schwerkraft verweigerte. ![]() ![]() für alle x (Fx impliziert Gx), wobei x aus MDie cartesische Physik etwa bewegt sich von vornherein im Bereich M beliebiger ausgedehnter Dingen und alle weiteren Terme werden als reine Eigenschaftsworte gewertet. Der obige Satz spricht nicht mehr über eine F-Substanz, der eine G-Eigenschaft zukommt, sondern über das Verhältnis zwischen zwei Eigenschaften F und G einer M-Substanz. Das bedeutet auch, dass Eigennamen in der Physik nicht für Einzeldinge stehen sollten, sondern bestenfalls für Zahlen und Konstanten. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Next: (1)Up: Wieviele Substanzen gibt es? Previous: Relative Substanzen |
|
areas of Interest publications courses |
|
master thesis PhD thesis habilitationsschrift |
|
links hennig.de grecore.de |