next up previous contents
Next: MenschenFleisch und EngelUp: Die Einheit verstehen Previous: Die Einheit verstehen

Zusammenfassung

In Kapitel 4 habe ich untersucht, in welcher Weise Descartesüber den Menschen spricht, wenn er hierunter nicht die abtrennbare denkendeSubstanz verstehen will. Es ist deutlich geworden, dass die Forderungen, die Descartes an die Begriffsbildung der Physik stellt, für die Rede vom Menschen gerade nicht erhoben werden brauchen. Der Bereich der Rede über den Menschen erscheint damit als ein Bereich, den Descartes bewusst von seiner Begriffsreform ausgenommen hat. Innerhalb dieses Bereiches ist die Rede von Leib und Seele als unterschieden zu Körper und Geist angebracht. Da es einen wesentlichen Teil des menschlichen Lebens ausmacht, denkend mit Körpern umzugehen und Sinnesempfindungen, Leidenschaften und Emotionen zu haben, kann überden Menschen nicht anhand deutlicher Begriffe gesprochen werden. In diesemSinne habe ich den Menschen als das ,undeutliche Wesen` bestimmt. Mit dem im vorhergehenden Kapitel zum Substanzbegriff bemerkten ergibt sich,dass der Mensch keine cartesische Substanz sein kann.Descartes deutet damit abermals an, dass es keine echte Wissenschaft vom Menschen geben könne, denn cartesische Wissenschaften sind Substanzwissenschaften. Als Wissenschaften erkennt Descartes offenbar nur die Physik und die Metaphysik an. Die Metaphysik beschäftigt sich aber ebenso wenig mit dem Menschen wie die Physik, sondern nur mit dessen unsterblicher Seele. Die Frage nach der Einheit von Leib und Seele ist zwar für Descartes keine unsinnige Frage, aber der Fragende sollte von ihm hierauf keine derartwissenschaftliche Antwort erwarten. Wenn man Descartes nach einer wissenschaftlichen Behandlung der Leidenschaften fragt, und Elisabeth hat dies getan, so antwortet er mit zwei parallelen wissenschaftlichen Abhandlungen und drittens einigen unpräzisen Bemerkungen. In den Leidenschaften der Seele findet sich eine Beschreibung der physischen Vorgänge nebst einer Definition von Leidenschaften anhand ihrer Objekte und Gehalte. Auf einer dritten Ebene diskutiert Descartes den Gebrauch und Nutzen, den man von Leidenschaften haben kann.gif Auf den beiden ersten Ebenen werden die Leidenschaften, nebenbei bemerkt, nur hinsichtlich ihrer physikalischen Mikrostruktur oder ihres intentionalen Gehaltes beschrieben. Nicht aber werden die intentionalen Gehalte anhand der Physik erklärt.gif Auch die Funktion körperlicher Erscheinungen scheint Descartes nicht zu interessieren.gif Wissenschaftlich gesehen, schreibt Descartes entsprechend in den Notæ in Programma, ist der Mensch ein zusammengesetztes Subjekt.gif Er ist zwar eine Einheit, solange die Begriffe unscharf bleiben, aber er lässt sich nicht durch eine einheitliche Klasse scharfer Begriffe beschreiben. Cottingham schreibt:
Die Einheit (...) stellt eine abgegrenzte und nicht reduzierbare Kategorie für sich dar, da das Phänomen der Sinneswahrnehmung weder zum Körper gehört, noch in den Bereich des denkenden Dinges im strengen Sinn fällt.gif
Die klare und deutliche Wissenschaft vom Menschen zerfällt in zwei Teile, die nicht unbedingt zwei Hälften sein müssen. Im Gegenteil: Es bleibt einiges am Menschen nicht explizierbar.
next up previous contents
Next: MenschenFleisch und EngelUp: Die Einheit verstehen Previous: Die Einheit verstehen

 
 
 
 
areas of Interest
publications
courses
 
 
 
 
master thesis
PhD thesis
habilitationsschrift
 
 
 
 
 
links
hennig.de
grecore.de
 
hosted by
manitu.net