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(3)

Was ich zu tun beabsichtige, steht der letzteren Weise, Descartes zu lesen, näher, obwohl ich mehr mit den Motiven der ersteren sympathisiere. Ich werde Descartes nicht einfach als einem Menschen seiner Zeit sein Recht verschaffen wollen, sondern fragen, was seine Philosophie uns noch sagen kann. Zu diesem Zweck werde ich mich auch mit Kritiken an der cartesischen Philosophie beschäftigen. Mein eigenes Ziel ist aber nicht schon, Descartes, wo möglich, zu kritisieren. Selbstverständlich bin auch ich nicht in der Lage, Descartes' Schriften fraglos anerkennen zu können. Aber sofern sich in ihnen etwas findet, das korrekturbedürftig ist oder weiterentwickelt werden sollte, werde ich dies schlicht feststellen und versuchen, auszuführen.Ich lege mehr Wert darauf, mit Descartes etwas anzufangen, auch dort, wo Descartes selbst andere Wege zu gehen scheint. Es kann keine Pflicht geben, in den Texten von Descartes die Fehler zu suchen und wenn ich einige Fehler zu übersehen scheine, so bitte ich erstens darum, dies nicht als Unachtsamkeit auszulegen. Ich beanspruche, was die philologische Korrektheit angeht, wenigstens Folgendes:
  1. Alles, was ich ausdrücklich Descartes entnehme, lässt sich dort finden.
  2. Was ich ihm entnehme, ergibt ein kohärentes und nicht eklatant lückenhaftes Bild.gif
Darüber hinaus werde ich, so weit möglich, seine Thesen behutsam weiterentwickeln und modernisieren. Im Rahmen dieser Versuche werde ich bisweilen weder Descartes noch seine Kritiker erörtern, sondern eigenständig Philosophie betreiben. Ich tue dies aber, um Möglichkeiten aufzuzeigen, cartesische Gedanken heute neu zu denken.Ich werde bei solchen Gelegenheiten, insbesondere in den Abschnitten 3.2 (p. gif) und 5.3 (p. gif), etwa sagen, Descartes habe dies ,eigentlich` gemeint oder er ,deute es an`. Es dürfte kein Wunder sein, wenn das, was im Zuge einer solchen Weiterentwicklung entsteht, vielmehr bei Kant, Hegel oder Heidegger zu finden wäre, ohne dort nur angedeutet zu sein. Große Philosophen haben genau dies getan: Descartes weiterentwickelt, so wie sie Platon, Aristoteles und Augustinus weiterentwickelt haben. Ich bitte daher zweitens darum, keine durchgängige Ausweisung solcher Stellen bei anderen Philosophen von mir zu erwarten. Wenn ich Descartes einen impliziten Gedankengang zuschreibe, will ich nicht sagen, er habe vorweggenommen, was bei Kant, Hegel oder Heidegger steht, sondern bestenfalls, dass Descartes nicht zwangsläufig in einen Widerspruch zu Letzteren geraten muss.
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