Verweise

  • Magisterarbeit
  • res bei Augustinus.
  • mens.
  • cogitare.
  • res cogitans = res habens facultas cogitandi: AT VII 8,11.
  • siehe auch die Arbeit über v. Wright.
  • Zur Ich-perspektive: La Rochefoucauld, Maxime 104.
  • Hintikka, Cogito, ergo quis est?
  • 'Wir denken': Wolff, 'es denkt': Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, par. 17. (Lichtenberg)
  • Nancy, Unum quid: res cogitans als principium individuationis des Menschen. Siehe auch

  • Geist stiftet Einheit des menschlichen Körpers: Williston.
  • Geist vs. Körper als principium individuationis.
  • Hinweise in der zweiten Meditation: Wachsbeispiel.
  • quatenus sum res cogitans stamme ich nicht von meinen Eltern ab: AT VII 50,29-51,1.
  • imaginatio nicht auch cogitatio?
  • Engel (unkörperlicher intellectus).
  • R. Cudworth, The true intellectual System of the Universe, London 1678, 829f.: A Thinker, is a Monade, or a single Substance, and not a heap of Substances. Siehe auch p. 749f., 862f., 870f.
  • Hume bestreitet Substanzialität: Treatise, ed. Nidditch, 259ff. und 633ff.
  • Reid: Essay III, of Memory.
  • Kant, KrV A 398.
  • Carriero: res cogitans as "cognitive agent"

Notizen

  • Was Descartes meint: Wir können zeigen, daß cogitare wesentlich für uns ist, aber nicht als Attribut einer anderweitig bestimmbaren Substanz aufzufassen. Daher bleibt nur, von einer genuin denkenden Substanz zu sprechen, welche das auch immer sei (und mehr kann über sie auch nicht gesagt werden, da sie nicht am Denken vorbei begriffen werden kann. Was ist Denken?)
  • Indem die menschliche Seele endlich und unendlich zugleich ist, steht sie zwischen Gott und Materie. Es gibt nur einen Gott, und nur eine Materie, aber denkende Sunstanzen gibt es viele. In diesem Sinne ist die res cogitans unvollständig, und zwar durch Körperlichkeit und Sündenfall. Vgl. Nancy p. 152f.
  • Der Mensch denkt sich, da er sich nicht ganz selbst denken kann, als res cogitans: Nancy p. 154.

Denkend zu sein, heißt, unteilbar zu sein (cogitatio = co-agitatio).

Vorgeschichte

Dietrich von Freiberg hat einen bemerkenswerten Traktat über den Intellekt verfaßt, in dem er den Intellekt als ein Tätigsein charakterisiert, wobei das Denken (intelligere) nicht Eigenschaft einer Substanz sei, sondern wesenhafte Tätigkeit (Flasch p. 403). In De Origine Rerum Praedicamentalium fragt er nach der Möglichkeit einer Wesenserkenntnis und sieht keine andere Möglichkeit, als daß der Intellekt die Wesen selbst erschaffe, Dies entspricht der Lösung des Wahrheitsproblems durch die Annahme der Vorgeprägtheit der Wesen durch Gottes Intellekt, nur daß der Intellekt bei Dietrich auch ein menschlicher ist.

Meister Eckhart unterscheidet zwischen menschlichem und göttlichen Wissen; wobei das göttliche Denken die Substanz Gottes sei, aber das menschlcihe Denken unter den Dingen stehe (Flasch, Denken, p. 410). Flasch:

Die Subjektivität wäre also zuerst in mystischer Vorwegnahme gedacht und dann seit Descartes, Kant und Fichte als das Ich erkannt (je nach Bewertung: verkannt) worden (p. 411, woran er lediglich korrigiert, daß von Mystik nicht die Rede sein könne).

Was Descartes, auch durch die Verlegung der Ideen in den menschlichen Geist, tut, ist ungeheuerlich: er hebt den Menschen explizit in die Position des Erdenkers der Welt, dessen Substanz das Denken ist. Daß etwas anderes als Gott im Denken seine Substanz habe, gehört zu den 1277 vom Bischof von Paris verbotenen Thesen (Flasch p. 408).

res cogitans formal

Die res cogitans ist formal: Das, was unser Denken zusammenhät. Auch die Sprache hält unser Denken zusammen, und vor allem die kritische Auseinandersetzung mehrerer über ihre Sprachäußerungen.
Zusammensammeln heißt legere, aber auch cogitare.
Scheler: Person = unmittelbar miterlebte Einheit des Erlebens, im Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung II, 1916, p. 243.

Wissenschaft der res cogitans?

Die res extensa ist Gegenstand der mathematischen Naturwissenschaft. An die Diskussion ihrer substanziellen Merkmale knüpft eine lange Tradition an bzgl. zweier Fragestellungen:

  • Welches sind die substanziellen Attribute, die diese Substanz von anderen Substanzen als solche unterscheidet? Dazu die Diskussion um primäre und sekundäre Qualitaäten.
  • In welcher Weise ist der Bereich der res cogitans der ganze Bereich der Empirie? Würde das heißen, es gibt nichts anderes? Oder: Wie verhält sich 'ausgedehnt sein' zu 'sein schlechthin'? Hieran knüpft die Darstellung der Wissenschaft als Kulturtätigkeit an.

Es fragt sich nun bzgl. der res cogitans entsprechend:

  • Welches sind ihre substanziellen Attribute? Gibt es überhaupt sekundäre Qualitaeten des Mentalen?
  • Was fuer ein Bereich ist der Bereich der res cogitans? Was ist seine Wissenschaft und inwiefern existiert er?

Außerdem zum Verhältnis beider res zueinander: wenn die sekundären Qualitätenkeine Eigenschaften der res extensa sind, in welchem Sinne bestehen sie sonst? Sind sie etwa Merkmale der res cogitans? Wie kann man es verstehen, daß sie eher durch das cogitare in die Welt kommen als die substanziellen Eigenschaften der res extensa?

Die Naturwissenschaft behandelt die res extensa qua Träger der substantiellen Eigenschaften. Sie braucht keinen metaphysischen direkten Dingbezug, sondern sie handelt von allem, insofern es ausgedehnt (und schwer etc.) ist. Sie ist nicht das Wissen über ein bestimmtes ausgedehntes Ding; dies demonstriert Descartes in seiner fable du monde.

Es wird also, nach dem die Idee des Ausgedehntseins klar erkannt ist, jedes Objekt nur qua Modell dieser Idee betrachtet; daher bleibt auch das Mysterium der Eucharistie der wissenschaftlichen Beschreibung verschlossen.

Die Geometrie beschreibt exakt, was es heißt, ausgedehnt zu sein; oder besser: der Begriff der Ausdehnung wird auf das begrenzt, was mathematisch exakt beschreibbar ist.

Wir akzeptieren heute mehr oder weniger die Idee der Welt als Substanz, deren Eigenschaften Naturgesetze sind.

Was bedeutet all dies für eine Wissenschaft der res cogitans? Cogitare steht nicht in einem ähnlichen Bezug zu irgendeiner mathematischen Disziplin wie esse extensa; andernfalls würden die Substanzen zusammenfallen. Im Gegensatz zur res extensa folgt aus dem cogitare auch unmittelbar die Existenz der res cogitans. Es entfällt also der Anlass, den Bereich der res cogitans kulturalistisch anzunähern, als Kulturprodukt zu beschreiben. Zwar ist auch cogitare eine rein formale Eigenschaft, aber man kann nicht jeden beliebigen Gegenstand qua denkenden darstellen. Man kann nicht einmal irgendein Denkendes als solches und als Gegenstand darstellen. Warum fehlt hier die Rechtfertigung, die die Existenz Gottes doch liefern könnte? (d.i. Warum folgt aus der klaren Idee, irgendjemand denke etwas, nicht auch unmittelbar, dass er es denkt?) Warum ist das Denken nicht ebenso in der Welt, obwohl es doch ebenso klar erkannt wird wie das Ausgedehntsein? Antwort: es wird einerseits (als fremdes) gar nicht, andererseits sogar klarer erkannt.

Daß das Ausgedehnte in der Außenwelt ist, hängt eng mit der Irrtumsmöglichkeit und der daraus folgenden Öffentlichkeit qua Korrigierbarkeit zusammen.

Außerdem: das eigentliche Reservat, der eingegrenzte Bereich, ist die ausgedehnte Welt. Isoliert wird zunächst alles, was ausgedehnt ist, vom Rest. der Rest umfasst noch:

  • die okkulten und primären Qualitäten. Ihre Existenz ist als Irrtum zu leugnen.
  • Gott
  • Die res cogitans. Hierunter fallen immer noch: Die Sprache, die Kultur, das Erkennen; jeweils nichtempirisch verstanden.

Kurz: die res inextensa ist der Bereich des Intelligiblen.Der Bereich der primären Qualitäten charakterisiert genau die Objekte in der Außenwelt, bzw. die Merkmale der (einen) res extensa. Damit ist ein Bereich genau bestimmt, der Rest nur negativ als res inextensa.

Was nun sind sekundäre Qualitäten der res cogitans? Dinge, die man in sie hineinlegt, die aber nicht als klar und deutlich in ihr gesehen werden. Evtl. sind dies gerade die Passionen, indem sie nämlich Einwirkungen von seiten der res extensa sind.
Es ergibt sich dann ein umgekehrtes verhältnis:
Der naturwissenschaftlichen Behandlung sind nur die primären Qualitäten der res extensa, aber nur die sekundären der res cogitans zugänglich.

Sekundäre Qualität der ausgedehnten Dinge ist, was nur ist, indem es auf uns so wirkt; sekundäre Qualität der res cogitans ist, was nicht nur in uns ist, eben weil es auf Einwirkung von seiten der res extensa beruht. So zB. der Bereich des Unbewussten, Irrationalen; aber auch die ideae adventitiae.Was Descartes naturwissenschaftlich diskutiert, ist nur die ausgedehnte Seite dieses Verhältnisses.

Außer der Metaphysik scheint es keine Wissenschaft der res cogitans zu geben.

Was treibt Descartes dazu, auch denkende Personen als Substanzen zu bezeichnen?

Cogitare als Voraussetzung zum Substanzdenken

Descartes redet uneigentlich von der Substanz, deren Essenz das Denken sei mens). Zum einen ist nur Gott wirklich unabhängige Substanz, zum anderen können wir Substanzen eigentlich nicht ihrem Wesen nach kennen (Suarez). Descartes will aber folgendes andeuten: Zum Denken von etwa als Substanz gehören Voraussetzungen, die nicht durch dieses Denken wieder eingeholt werden können. Daher muß es zu einer ausgedehnten Substanz, deren Kenntnis vornehmlich Descartes' Ziel ist, eine zweite geben, deren Essenz nicht die Ausgedehntheit ist, die aber jenes Denken leistet. Damit ist gesagt: Sobald der Bereich der Substanzen anhand der Bestimmung Ausgedehnthiet auf einen Bereich der naturwissenschaftlich untersuchbaren Substanz eingegrenzt wird, kann das Denken selbst nicht mehr zu diesem Bereich gehören. Das heißt de facto nicht, daß es eine andere positive Wissenschaft von den denkenden Substanzen zu geben habe, da Descartes ja auch keine liefert. Angemerkt ist nur, daß das Klassifizierende aus der je verwendeten Klassifikation in der Weise herausfällt, daß es einen Platz in der Ontologie bekommt, der durch das Nichthaben der untersuchten Eigenschaft (Ausdehnung) gekennzeichnet ist.
Ebenso müßte das Psychologie betreibende Denken aus der Psychologie qua einer Wissenschaft vom Denkenden herausfallen.

Boris Hennig