![]() ![]() ![]() ![]() Next: Attribute und modiUp: Substanzen und Ideen Previous: Substanzen und Ideen Objektive RealitätDescartes verwendet den Begriff der Substanz im Discours de la Méthode noch nicht terminologisch.![]() Ohne Zweifel nämlich sind die Ideen, die mir Substanzen darstellen, in etwas größer oder, wie man sagt, sie enthalten mehr realitas obiectiva in sich, als diejenigen, die bloß für Weisen (modi) oder Zustände (accidentia) stehen.Wie ist es zu verstehen, dass bestimmte Ideen mehr objektive Realität (realitas obiectiva) enthalten? Zunächst ist wichtig, bei dem Wort realitas obiectiva nicht an das zu denken, was wir heute unter ,objektiver Realität` verstehen. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Unter der Bezeichnung Idee verstehe ich jene Form einer jeden Denktätigkeit, durch deren unmittelbare Erfassung ich mir eben dieser Denktätigkeit bewusst bin.Wenn hier von Erfassung (perceptio) einer Idee durch das ego die Rede ist, sollte dies im Sinne der Annahme einer gewissen Denkform durch das Denken verstanden werden. Descartes gebraucht percipere in der Regel nicht, wenn es um das Wahrnehmen geht. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Man kann darunter nämlich materialiter eine Operation des Verstandes verstehen, in welchem Sinne man sie [die Idee Gottes] nicht vollkommener [als andere Ideen] nennen kann. [Man kann darunter aber] auch obiective die Sache verstehen, die durch diese Operation dargestellt wird, und wenn diese Sache auch nicht außerhalb des Denken existieren mag, so kann sie ihrer inhaltlichen Bestimmung nach (suæ essentiæ) dennoch vollkommener genannt werden.Einerseits kann an einer Idee also hervorgehoben werden, dass sie eine Form des Denkens ist, andererseits, dass sie etwas vorstellt. Descartes scheint weiter zu unterstellen, dass von der einfachen Betrachtung der Form einer Idee kein Aufschluss über ihren Gegenstand zu erwarten sei. Es sei prinzipiell etwas anderes, eine Idee ihrer Form als Denkform nach zu untersuchen, als ihrem Gegenstand nach. Eine weitere Unterscheidung zieht Descartes in den vierten Erwiderungen mit ähnlichen Worten: Da diese Ideen gewisse Formen sind und nicht [selbst] aus irgendeiner Materie zusammengesetzt sind, werden sie, so oft sie hinsichtlich einer Sache, die sie darstellen, betrachtet werden, nicht materialiter, sondern formaliter aufgefasst, wenn sie aber betrachtet würden, nicht insofern sie dieses oder jenes darstellen, sondern allein insofern sie Operationen des Verstandes sind, kann man sagen, sie würden materialiter aufgefasst, aber dann hätten sie keinen Bezug zu irgendeiner Weise des Wahr- oder Falschseins ihres Gegenstandsbezugs.Die Argumentation lautet hier: Ideen sind nicht materiell, also können auch die Ideen, die etwas Ausgedehntes darstellen, nicht selbst ausgedehnt sein. Ihrer Form nach (formaliter spectata) sind Ideen nicht Teil der ausgedehnten Welt. Die Ausdehnung ist nicht die Form einer Idee, sondern ihre Materie, also dasjenige, von der die Idee handelt. Offenbar ist die Terminologie alles andere als eindeutig. Hier nennt Descartes formaliter scheinbar diejenige Auffassung, die er oben als obiective von der formalen abgesetzt hatte. Zwischen der Definition aus dem Anhang zu den zweiten Erwiderungen und den beiden soeben zitierten Stellen besteht ebenfalls eine gewisse Spannung. Einerseits definiert Descartes Ideen selbst als Formen des Denkens und damit als Formen des denkenden Dinges (res cogitans). Andererseits spricht er von der Form einer Idee im Gegensatz zu ihrem Inhalt und nennt auch Letzteren ,Idee`. Es ist allerdings zu beachten, dass Descartes im Anhang zu den zweiten Erwiderungen eine kurze Darstellung beabsichtigt, ![]() Ich nenne generell alles das eine Idee, was in unserem Geist ist, wenn wir ein Ding erfassen, der Art nach, wie wir es erfassen.Allgemein ist offenbar jede Tätigkeit des Geistes Idee zu nennen, bei der es um ein Ding geht. ![]() ![]() Indem diese Ideen nämlich nichts als gewisse Weisen des Denkens sind, erkenne ich keine Ungleichheit zwischen ihnen und alle scheinen in gleicher Weise von mir auszugehen.Die Unterscheidbarkeit von Ideen, fährt er fort, liegt in ihrer realitas obiectiva. Sofern jedoch eine [Idee] eine Sache vorstellt, eine andere eine andere [Sache], sind sie offenbar voneinander sehr verschieden.Ideen sind also nur bezüglich ihres vorgestellten Gegenstandsbezuges voneinander unterscheidbar. dass der einzige Unterschied, den Ideen untereinander haben, in dem Gegenstand liegt, den sie vorstellen, unterscheidet Ideen von Worten und eventuell Begriffen, die ja auch der Form nach voneinander verschieden sind.Ideen unterscheiden sich also zunächst dadurch, dass sie einen je verschiedenen Gegenstandsbezug vorstellen. Darüber hinaus können Ideen unabhängig voneinander sein. Diese Unabhängigkeit kann nur in ihrer Verschiedenheit, also in ihrer objektiven Realität begründet sein. Eine Idee kann dann als unabhängig von einer anderen gelten, wenn sie etwas vorstellt, das ohne Bezug auf diese andere Idee vorstellbar ist. Das bedeutet insbesondere, dass der Gehalt zweier voneinander unabhängiger Ideen gesondert definiert werden kann. Eine Idee A ist dann von einer Idee B unabhängig, wenn sie ihrem Inhalt nach definierbar ist ohne Bezugnahme auf B. ![]() ![]() ![]() ![]() Next: Attribute und modiUp: Substanzen und Ideen Previous: Substanzen und Ideen |
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