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und Logik des Previous: Geschichte und Logik des Der Verantwortliche kann dies in
passiver Weise sein, indem ihm von anderer Seite
Verantwortung für etwas zugeschrieben wird, oder in
aktiver Weise. Jemand wird in der Regel dann passiv von
anderen zur Verantwortung gezogen, wenn bereits ein Schaden
entstanden ist.

Es kann irrelevant
sein, ob der verantwortlich Gemachte den Schaden absichtlich
verursacht hat. Um zur Rechenschaft gezogen zu werden, muss der in
die Pflicht Genommene keine Entscheidung im Vorhinein auf sich
genommen haben, sie kann ihm auch nach Enstehen des Schadens aufgrund
von allgemeineren Verursacherprinzipien zugeschrieben werden.Aktive
Verantwortungsübernahme geschieht dagegen vor Eintreten der
Folgen einer Handlung durch den Handelnden selbst. Der Begriff der
aktiven Verantwortung ist in gewisser Weise der grundlegendere
Begriff. Zwar richtet sich auch der, der aktiv Verantwortung
übernimmt, darauf ein, von anderen zur Rechenschaft gezogen zu
werden. Jedoch lässt sich die Verantwortung, die er
übernimmt, nicht als bloße Rechenschaftspflicht
verstehen. Das liegt daran, dass sich Verantwortung, als
Rechenschaftspflicht gedacht, nur im Nachhinein und meist aufgrund
allgemein akzeptierter Rechtsnormen ergibt.

Worum es in dieser Arbeit gehen muss,
ist nicht die Zuschreibung von Schuld nach Entstehen eines Schadens,
sondern das Eingehen von Verbindlichkeit seitens eines Handelnden,
bereits insofern er bewusst handelt. Descartes fordert eben diese
Verbindlichkeit wissenschaftlichen Handelns in höchstem
Maße ein. Verbindlichkeit entsteht dort, wo sich Menschen
Entscheidungen zu Eigen machen. Durch die Übernahme von
Verbindlichkeit wird der handelnde Mensch zu einem denkenden Subjekt,
an das Forderungen nach Integrität und Konsequenz gestellt
werden können.

In diesem Sinne macht Bewusstsein, als
Gewissenhaftigkeit verstanden, den Menschen aus. Der Mensch ist --
für andere Menschen -- dadurch etwas Besonderes, dass er
verbindlich handeln kann.

Verantwortlichkeit, schreibt
Weischedel in seiner Untersuchung über das
Wesen der
Verantwortung, macht den Menschen zu einem Subjekt.
Als Phänomen kommt Verantwortung nicht schlechthin vor, sondern
sie kommt je vor den Menschen, der zur Verantwortung gezogen wird,
ihre Schwere empfindet, sie auf sich nimmt, ablehnt etc.
Wenn die
Bewusstheit, die wir anderen Menschen zuschreiben, auf deren
Fähigkeit beruht, Verbindlichkeiten einzugehen, dann erzwingt
gerade dies die Integrität und Individualität dessen, dem
Bewusstsein zugesprochen werden kann.

Verbindlichkeit eines Handelns setzt
wenigstens Individuierbarkeit und Fortdauer des Handelnden in Raum
und Zeit voraus.
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